7. April 2018: Tagesworkshop "Die technische Seite des Tons" mit Harald Roebers


Die Frage "Wie mache ich einen guten Ton zum Film?" ist offensichtlich ein Dauerbrenner. Wie sonst ist es zu erklären, dass wir diesen Workshop nun zum dritten Mal (seit Ende 2014) anbieten – und immer ausgebucht! Offensichtlich kommen so langsam auch die Filmamateure darauf, dass der berühmte Star-Wars-Regisseur George Lucas mit seiner Aussage "Der Ton macht 50 Prozent des Kinoerlebnisses aus" mehr als Recht hat. Dabei gibt es beim Ton zwei Bereiche: Die gestalterische und die technische Seite des Tons. Unser Workshop sollte sich ausdrücklich mit der technischen Seite beschäftigen, denn die zu beherrschen ist die unbedingte Voraussetzung, wenn man gestalterisch zu den Sternen greifen möchte.


Doch wer kann einem so etwas beibringen? Da vertraut man sich am besten einem Profi an, und der heißt bei uns seit Jahren Harald Roebers. Er ist Inhaber des "Sound Cut Studios" in Willich-Neersen, produziert u.a. Musik und Hörbücher, und er ist auch bei Großveranstaltungen unterwegs, um dort einen guten Ton zu "machen". Ein solcher Mann weiß, wovon er redet, und passt bestens zu unserem Workshop-Konzept "Von Profis lernen". Zur Vorbereitung des Workshops konnte jeder Teilnehmer vorher "Fragen an den Referenten" einreichen. Die Auswertung ergab die klassischen Problemfelder beim Filmton:

  • Hardware (Mikrofone, Aufnahmegeräte, Computer, Soundkarten etc.)
  • Recording (Welches Mikrofon für welchen Zweck? Wie nimmt man auf? Einstellen und Kontrollieren des Aufnahmepegels, Sprechen am Mikrofon etc.)
  • —Mixing and Mastering (u.a. Mischen der Tonquellen im Schnittsystem, Bearbeiten von Tonquellen, Beseitigung von Tonfehlern, Bearbeitung von Sprachaufnahmen/Kommentar)

Der Workshop wird eröffnet mit einer "Geräte-Sprechstunde". Etliche der Teilnehmer hatten das Angebot genutzt, Geräte (Mikrofone, Rekorder) mitzubringen, zu denen Harald Roebers Fragen beantwortet bzw. Erläuterungen und Anwendungshinweise gibt.

Im zweiten Teil folgt dann Praxis pur: Welche Mikrofontypen gibt es? Welches Mikro ist für welchen Zweck geeignet? Dazu Empfehlungen für die optimale Positionierung des Mikrofons im Raum, für das richtige Sprechen am Mikrofon und vor allem, wie man das Mikrofon korrekt auspegelt und laufend kontrolliert. Auch Hinweise für die Gestaltung des Kommentar-Manuskriptes für den Sprecher fehlen nicht. Im Foto demonstriert Harald Roebers gerade (in Bild und Ton), wie ein Mikrofon mit Kugelcharakteristik auf verschiedene Sprechabstände und -richtungen reagiert. Und immer wieder sein Hinweis: "Die beste Problemlösung ist, Probleme zu vermeiden". Oder mit andern Worten: "Fehlervermeidung ist das Wichtigste, statt irgendwelche Fehler später mühsam elektronisch zu eliminieren!". Beispielsweise, wenn der Sprecher  bzw. die Sprecherin auf den sogenannten Popschutz verzichtet hat. Das ist ein ringförmiger Rahmen, der mit (meist zwei Lagen) Nylongewebe bespannt ist. Spricht man durch diesen "Stoff-Filter" hindurch ins Mikrofon, werden die starken Luftstöße abgebremst, die von den so genannten Explosivlauten verursacht werden. Hier unterscheidet man die harten Explosivlaute ("p", "t" und "k") und die weichen ("b", "d" und "g").

Im letzten Teil des Workshop geht es um das Abmischen der verschiedenen Tonquellen und vor allem um das Optimieren des eingesprochenen Kommentars. Für einen Ton-Profi ist das nämlich lediglich "Rohmaterial". Mit Hilfe seines Tonbearbeitungsprogramms demonstriert Harald Roebers, welche verblüffende Dynamik und Präsenz ein Kommentar durch Komprimieren und Normalisieren noch zusätzlich gewinnen kann. Das ist nicht unwichtig, weil beim Abmischen grundsätzlich vom Kommentar ausgegangen wird, dem alle anderen Tonquellen sich sozusagen "unterzuordnen" haben. Mitten im dritten Teil des Workshops "bockt" dann plötzlich die Ton-Software des Referenten, der schnell auf die Ton-Software "Audacity" umsteigt, die Jörg Brehmer zufällig auf seinem  Laptop dabei hat. So können die Teilnehmer beispielsweise noch erleben, wie man per Equalizer störende Windgeräusche weitgehend eliminieren kann oder in welchen Frequenzbereichen sich die Sprache von "Männlein" oder "Weiblein" (es gibt eben doch Unterschiede!) jeweils "aufpeppen" lässt. Noch ein Satz zu "Audacity": Audacity ist sozusagen ein "Gratis-Tonstudio" zum Aufnehmen, Bearbeiten und Abspielen von Audio-Dateien. Es lassen sich damit Musik- und Sound-Dateien vieler verschiedener Dateiformate öffnen, umfangreich bearbeiten und schneiden. Es wird durchweg bestens bewertet.

Zum Schluss noch eine überaus gute Nachricht: Als kleinen Ausgleich für die (etwas zeitraubenden) technischen Probleme vor allem im dritten Teil des Workshops wird es für die Teilnehmer (zum Null-Tarif!) einen vertiefenden Workshoptag als "Zugabe" geben. Bei diesem Follow-up-Termin wird es einen ganzen Tag lang nur um den Themenbereich "Mixing & Mastering" (vor allem mit der Tonbearbeitung) gehen. Der Tag könnte in etwa so aussehen:

  • Harald Roebers demonstriert mit seiner Profi-Software, welche Ton-Bearbeitungsmöglichkeiten für uns Filmer interessant sein könnten.
  • Anhand von "Audacity" zeigt er dann, was davon mit dieser Software machbar ist und wie es geht.
  • Anhand einiger von den Teilnehmern mitgebrachter Tondateien könnte man demonstrieren, wie man diese optimieren kann.  

In Kürze wird Harald Roebers uns zwei Terminvorschläge zur Auswahl machen.

Abschließend noch ein weiteres Zitat von Harald Roebers: "Wichtiger als alle technischen Werte und Daten sind beim Ton unsere beiden 'besten Mitarbeiter': unsere Ohren!" – vorausgesetzt sie funktionieren noch einigermaßen.  G.C.

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